371 ders markierte Zielpunkte wie Zaunpfahle, Masten, Baumstamme, Dachrinnenabfluss- rohre u.s.w. direkt angemessen werden kön- nen. Man wird dann jedoch je nach der Rau- higkeit des Zielgegenstandes mit etwas gros seren Entfernungsfehlern rechnen müssen. Fiir die Messtischtachymetrie wurde vor eini- ger Zeit unter Mitwirkung fiihrender deut- scher Topografen die Kippregel MEHAN neu entwickelt. Eine solche Entwicklung in heutiger Zeit, da die Photogrammetrie die to- pographische Gelandeaufnahme zu beherr- schen scheint, mag einem kritischen Betrach- ter zunachst einmal verfehlt vorkommen. Tat- sachlich aber kann die topographische Ge landeaufnahme grösserer Gebiete nicht mit Hilfe der Photogrammetrie allein durchge- führt werden. Infolge starker Bodenbewach- sung, aber auch infolge zu grosser Unsicher- heit in der Führung der Messmarke bei sehr flachen Gelande sind umfangreiche terrestri- sche Erganzungsmessungen erforderlich. Fiir diese Erganzungsmessungen aber ist die Messtischtachymetrie vorziiglich geeignet, weil bei ihr die Karte direkt im Gelande ent- steht und deshalb beziiglich ihrer morphologi- schen Qualitat am besten der photogramme- trisch hergestellten Karte entspricht. Bild 4: Kippregel MEHAN Die in Bild 4 gezeigte Kippregel besitzt ein mit Reichenbach'schen Distanzstrichen aus- geriistetes Fernrohr und einen auf Glas ge- teilten Vertikalkreis, der in einem Skalen- mikroskop mit Einblick neben dem Fernrohr- okular abgelesen wird. Auf dem Fernrohr ist eine Nivellierlibelle angebracht. Das Fernrohr ist einseitig gelagert und mit einer Saule auf einer Grundplatte befestigt. An der Grund- platte ist ausserdem ein aus 2 Parallelogram- men bestehender Zeichenarm befestigt, der auswechselbare Kartiermassstabe tragt und parallel zum Fernrohr führt. Der Kartiermass- stab besitzt eine Reduktionsteilung. Im Null- punkt der Teilung ist eine Kartiernadel ange bracht. Bei der Gelandeaufnahme wird auf dem anzumessenden Gelandepunkt eine vertikale, geteilte Latte aufgehalten und mit dem Fern rohr angezielt. Durch das Anzielen der Latte erhalt auch der Kartiermassstab automatisch die richtige Richtung vom Standpunkt zum Zielpunkt. Der zwischen den Distanzstrichen erscheinende Lattenabschnitt wird abgelesen und mit Hilfe des ebenfalls abgelesenen Hö- henwinkels in die Horizontalentfernung und den Höhenunterschied überführt. Der Kartier massstab wird so an den Standpunkt auf der Karte herangefiihrt, dass dieser an der Tei- lungskante an der der Horizontalentfernung zum Zielpunkt entsprechenden Stelle liegt. Der Teilungsnullpunkt und damit die Kartier nadel befinden sich dan iiber dem Zielpunkt auf der Karte. Dieser Punkt wird durch einen Druck auf die Kartiernadel markiert. Die Höhe kann dem kartierten Punkt als Kote bei- geschrieben werden. Die neuartigen Kartier- vorrichtung ermöglicht eine erhebliche Be- schleunigung des Kartiervorganges. Sie ge- stattet ausserdem eine grössere seitliche Ver- setzung des Fernrohrs, was vor allem bei Mes- sunqen in Waldgebieten wesentlich sein kann. Da beim Kartieren an den Blattrandern gele- centlich Schwierigkeiten auftreten, wurde der Zeichenarm so konstruiert, dass das zweite Parallelogram mit dem Kartiermassstab von dem ersten Parallelogram getrennt und um 180° versetzt wieder mit ihm verbanden wer den kann. Dadurch kommt der Kartiermassstab auf die linke Seite der Grundplatte. und die Kartierung ist wieder leicht möqlich. Die Ent- fernungsmessgenauigkeit der Kippregel liegt im Rahmen der allgemeinen Tachymeter- qenauigkeit von etwa 0.7 m bei einer Ent- fernung von etwa 100 m. Die Vertikalwinkel werden mit einer Genauigkeit von rh 1° ge- messen. Gestattet sei der Hinweis. dass dieses Instrument auf besonderen Wunsch der Prak- tiker mit Reichenbach'schen Distanzstrichen und nicht mit Diagrammkurven ausgerüstet wurde, weil es vorwieqend im Flachland ein- gesetzt werden und die Messung möqlichst nrosser Entfernungen ermöglichen soli. Die Genauigkeit der Parallelführung des Zeichen- arms ist auf die graphische Kartiergenauigkeit von 0,2 mm abgestimmt. Die gleichen Aufgaben wie Messtisch und Kinpreqel erfiillt der Tachymeter-Messtisch METUN, der ebenfalls neu entwickelt wur de. Er besitzt jedoch Messtisch und Kippregel gegeniiber eine Reihe von Vorteilen. die nach- stehend aufgeführt sind: 1Das Fernrohr befindet sich in einer be-

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(NGT) Geodesia | 1963 | | pagina 17