11 Bild 3. Aufsatzkreisel Wild GAK1 auf Stativ Goniometer Batteriegerat, Richtkreis) in ein nordweisendes Instrument verwandelt. Bei Nichtbedarf nimmt man den Aufsatz nur ab und hat das Instrument wieder für den nor malen Einsatz. Mit aufgesetztem Kreiselteil kann man die Richtungen, die mit dem Win- kelmessinstrument beobachtet wurden, iiber- all dort mit grossem Vorteil nach Geogra- phisch Nord orientieren, wo die magnetische Orientierung nicht ausreicht oder wegen ört- licher Störung sogar unmöglich ist, und dort, wo die astronomische Azimutmessung zu lange dauert bzw. wegen schlechter oder fehlender Sicht ausfallt. Ihr gegeniiber hat die Kreiselorientierung den Vorteil, ohne genaue Zeit (Chronometer) und ohne umfangreiche Berechnungen unter Berücksichtigung der Ephemeriden nur über eine Mittelbildung einiger Kreisablesungen die Richtung nach Geographisch Nord zu geben. Das Richtvermögen des Kreisels hatte der franz. Physiker Foucault bereits 1852 in Ver- suchen nachgewiesen. Die Mechanik und die Elektrotechnik waren aber damals noch zu wenig entwickelt, um diese Erkenntnis prak tisch auszuwerten. 50 Jahre spater realisierte dann Hermann Anschiitz-Kaempfe die Idee, als er ein Richtmittel für seine geplante Unter- seebootfahrt unter dem Eis nach dem Nord- pol suchte, da der Kompass in dem getauchten eisernen Bootskörper nutzlos war. Schon bald waren Kriegs- und Handelsschiffe mit den sogenannten Kreiselkompassen ausgerüstet. Nach dem Erfolg mit nordweisenden Kreiseln in der Navigation fehlte es nicht an Ver- suchen, den Kreisel auch für Vermessungen auf dem Land einzusetzen. Leider waren aber die Kreiselkörper damals noch verhaltnis- massig gross und vor allem schwer, so dass ein solches Gerat für den Feldeinsatz viel zu unbeweglich geworden ware. Ausserdem ist die von der Vermessung geforderte Wei- sungsgenauigkeit viel höher als bei der Schiff- navigation, wo man mit einer einfachen Kom- passrose und einem Zeiger auskommt. Beim Vermessungseinsatz muss die Stellung des Kreisels auf einen feingeteilten Kreis bzw. auf das Fadenkreuz eines Messfernrohrs über- tragen werden. Da diese „Auflotung" der Kreiselstellung auf den Teilkreis oder auf die Zielachse des Instrumentes ein delikates Pro blem ist, hatten die ersten Landkreisel ein exzentrisches Fernrohr. Dies führte zusam- men mit den grossen Kreiselkörpern zu ziem- lich schwerfalligen Geraten bis zu einem Ge wicht von 150 kg. Ihre erste Bewahrungsprobe bestanden die „Meridianweiser im Ruhr- bergbau, wo der Kreiselmessstelle der West- falischen Berggewerkschaftskasse Bochum besondere Verdienste bei der Entwicklung der Gerate und deren Einsatzmethoden zukom- men. Nach den überraschenden Erfolgen in den Fünfzigerjahren wurde der Ruf nach handlichen Instrumenten immer lauter. Als dann für die Tragheits-Navigation in Flug- zeugen kleinere, leistungsfahige Kreisel auf den Markt kamen, entwickelte 1959/60 Prof. Dr. O. Rellensmann von der Bergakademie

Digitale Tijdschriftenarchief Stichting De Hollandse Cirkel en Geo Informatie Nederland

(NGT) Geodesia | 1964 | | pagina 11