9 zeichnet oder weitere Messungen anzusetzen, wenn sich ein anomaler Groundswing zeigt. Der Klappdeckel des Messteils dient dabei gleichzeitig als Schreibpult. Zur Führung des Feldbuches bei Nacht und zur Beleuchtung der Frontplatte wird eine flexible Leuchte eingesteckt. Zur Verstandi- gung zwischen den beiden Stationen dient ein eingebautes Radiotelefon mit Lautsprecher, das auf der gleichen Tragerfrequenz arbeitet. Ein Handtelefon mit Sprechtaste oder bei grossem Umgebungslarm Kopfhörer mit Mi- krophon werden im Messteil eingesteckt. Für den Übergang vom Messen zum Sprechen ist kein Schalthebel zu bedienen. Immer wenn nicht gemessen wird, kann gesprochen wer den. Der Lautsprecher dient nicht nur zur Durchsage von Informationen, wobei der Empfanger, ohne dass er dauernd das Telefon oder den Hörer am Ohr hat, jederzeit ange- rufen werden kann, sondern ist auch eine willkommene Hilfe bei der korrekten Abstim- mung, zur gegenseitigen Ausrichtung der beiden Antennen und beim Messvorgang selbst. Das Verschwinden des Rauschens ist ein Zeichen dafür, dass beide Gerate aufein- ander abgestimmt sind. Ausserdem hört man wahrend des elektronischen Messvorgangs einen hellen Messton aus dem Lautsprecher und kann sofort den Programmschalter weiterdrehen, wenn er verstummt ist. Wir haben also ein akustisches Zeichen neben den optischen Schauzeichen, die vom Beobachter immer mehr Konzentration erfordern als akustische. Für den Überlandtransport (Flugzeug, Eisen- bahn oder LKW) wird das Gerat in zwei Leichtmetallkisten verpackt. Im Einsatzgebiet kann der Antennenteil an einem Ledergriff wie eine Aktentasche getragen werden und der Messteil an einem Traggurt um die Schulter gehangt werden. Für schwierige Aufstiege benützt man ein rucksackartiges Rückentraggestell. Zum Abschluss soli noch einiges über die Einsatzmöglichkeiten des Distomat gesagt werden. Wirft man einen Blick auf eine Welt- karte, in der die vorhandenen Landestriangu- lationen eingetragen sind, so stellt man fest, dass noch grosse Gebiete ungedeckt sind. Be denkt man dabei, dass etwa 100 Jahre not- wendig waren, um diese Netze zu schaffen, und dass sie ausserdem in gut erschlossenen Gebieten liegen, dann kann man sich aus- malen, wie lange es noch dauern würde, um mit den bisherigen klassischen Methoden das Werk zu vollenden. Hier kann nur die „elek tronische" Polygonierung in grossen Maschen helfen, wie das schon erwahnte Beispiel Australiens zeigt. In besonderen Fallen kann auch einmal eine reine Trilaterationskette in Frage kommen, wie z.B. die Diagonalenkette, die vor einigen Jahren quer über das Inlandeis von Grönland gelegt wurde. Auf jeden Fall wird aber der elektronische Polygonzug die untergeordnete Triangulation ersetzen. Jedem Vermessungsingenieur sind die Schwierig- keiten bekannt, dem Gelande ein einiger- massen günstiges Netz abzuringen oder besser aufzuzwingen, Stationen zu finden, die ohne teuren Signalbau die notwendige Sicht nach mindestens drei Nachbarpunkten haben. Jetzt haben wir die Möglichkeit, Polygonzüge mit jeder gewünschten Seitenlange zu legen. Die Streckenmessung ist so einfach wie die Win- kelmessung geworden, und sie ist sogar schneller als diese. Die Erkundung eines Po- lygonpunktes, der normalerweise nur nach zwei Seiten Sicht haben muss, macht nicht viel Mühe, da man immer eine Lücke im Wald- und Baumbestand finden wird. Man kann den Zug in das Tal oder an den Hang legen. Im Gegensatz zum Triangulations- punkt, der immer auf den Höhen liegt und den man erst „herunterholen" muss, liegt der Polygonpunkt bereits günstig zum spater auf- zunehmenden Detail. Die gefürchteten Zen- trierfehler werden durch die Zwangszentrie- rung des Distomat mit dem Theodolit ver- mieden. Gibt man sich bei der Erkundung etwas Mühe, kann man dem Zugverlauf die fehlertheoretisch günstige, gestreckte Form geben; umsomehr, als die Seitenlangen jetzt ohne Schwierigkeit beliebig variiert werden können. Ein solcher Polygonzugsverband kann dann in aller Strenge ausgeglichen werden. Eine weitere grosse Hilfe durch die elektro nische Streckenmessung ist bei der schnellen Einmessung von Passpunkten für die photo- grammetrische Aufnahme ausgedehnter Ge biete zu erwarten. Die Punkte können in die für die günstigste Modellorientierung not- wendigen Raume auf grosse Distanzen polar abgesetzt werden. Die automatische Anzeige und ausserst kurze Messzeit des Distomat lasst seinen Einsatz auch im Helikopter zu; ein Verfahren, das US Geological Survey schon heute zur Punktbestimmung benützt. Der Helikopter wird hier mit Hilfe eines Lot-

Digitale Tijdschriftenarchief Stichting De Hollandse Cirkel en Geo Informatie Nederland

(NGT) Geodesia | 1964 | | pagina 9