Boden: Rohrleitungen für Kanalisationen, Gas- und Wasserversorgung, Kabelstrange für die Elektrizitatsversorgung und das Telefonnetz, Radibus-Leitungen, Anschlussleitungen für Ge- meinschaftsfernsehantennen, Fernheizkanale, Rohrpostleitungen, Brennstoffleitungen zum Einfüllen von Tanks, Erdankerspriessungen und anderes mehr. Die unterirdischen Leitungen und Stollen bilden an den wichtigsten Knotenpunk- ten im Stadgebiet in dichtes Netz, das noch durch Kammern mit Einstiegschachten, Verteil- und Schaltkasten sowie Trafostationen erganzt wird. Über den Verlauf der unterirdischen Leitungen machte man sich in früheren Zeiten keine Sor- gen. Die Lage von Leitungen wurde nur sehr unvollstiindig vermerkt. Nach der standigen Vermehrung der unterirdischen Leitungen aller Art war es jedoch notwendig, dass vor allem in den Stadten die verschiedenen Werke mehr oder weniger genaue Werkleitungsplane anfertigten. Bei allfalligen Projektierungsarbeiten, beispiels- weise für den Ausbau von Strassenzügen, war es jedoch ein grosser Nachteil, dass in diesen Werkleitungsplanen nur werkeigene Leitungen kartiert waren. Über die Leitungsnetze anderer Werke mussten und müssen teilweise noch heute zuerst lang- wierige Erhebungen angestellt werden, weil die Plane unvollstiindig, veraltet waren oder in ver schiedenen Massstiiben erstellt wurden. Bis heute haben in der Schweiz von den grosse ren Stadten nur Basel und Luzern einen voll- stiindigen, Bern einen in starkem Aufbau be- griffenen Leitungskataster. Die grosse Stadt Zü- rich besitzt noch keinen solchen Leitungskataster. Wie hoch die Bedeutung des Leitungskatasters heute eingeschiitzt wird, zeigt sich daraus, dass viele Stadte und Vorortsgemeinden mit 30 - 100 000 Einwohnern mit der Vermessung und Kartierung siimtlicher Leitungen im öffent- lichen Boden begannen. Diese umfangreiche Aufgabe kann jedoch nicht von heute auf morgen bewaltigt werden. Ange- sichts der wachsenden finanziellen und vor allem personellen Aufwendungen klingt vielfach nach einigen Jahren der verheissungsvollen Be- ginnes die anfangliche Begeisterung ab. II. Allgenieine Situation für die Stadt Bern Für die Stadt Bern mit 160 000 Einwohnern steilte der Gemeinderat im Jahre 1954 dem Stadtrat den Antrag, es sei als besonderer Dienstzweig des Vermessungsamtes ein Lei tungskataster zu schaffen. Ein Jahr spater wurde mit den Arbeiten begonnen. Als Grundlage für die Blatteinteilung der Lei- tungsplane waren von 1955 - 1968 die Strassen- züge und Platze massgebend (nachfolgend „Strassensystem" oder „Inselkarten" genannt). Die streifenförmigen Planformate im Massstab 1 200 hatten immer eine variable Liinge und zwei verschiedene Höhen von 30 cm bzw. 60 cm. Zusatzlich passten die einzelnen Blattan- schlüsse nie zusammen, d. h. die Bliitter über- lappten sich gegenseitig bei einer Zusammen- stellung eines Strassenzuges von mehrerenBlatt- einheiten. Für Feldmessung und Kartierung wurde folgen- de Methode angewandt: In den frühen Morgenstunden des Hochsom- mers, und nur bei schönem Wetter, wurden samtliche im aufzunehmenden Gebiet ersicht- lichen Leitungselemente, wie Kanalisations- schachte aller Art, Schieber, Hydranten, Ab- stellhahnen, Siphons, Riechkapseln, Transfor matoren, Verteiler, Kandelaber, Telefonkabel- schachte, Öl- und Benzintanks, Weichen- automaten und -entwasserungen eingemessen. Nur in dieser verkehrsarmen Zeit lasst sich noch speditiv arbeiten. Dabei sind allerdings viele aufzunehmende Elemente durch parkierte Autos überstellt. Bei der Kartierung im Büro dienten diese ge- nauen Feldmessungen zur Erganzung der oft mangelhaften Werkleitungsplane. Das damit neu entstandene Blatt für den Leitungskataster aus der Synthese genaue Feldmessung" plus „mangelhafter Werkleitungsplan" bleibt unbe- friedigend und sollte ehrlicherweise immer noch die Bezeichnung „Lage ungenau" oder „ohne Gewiihr" erhalten. Wiihrend dieses mühsamen Zusammensetzspie- les mit dem „Strassensystem" wiichst unsere Stadt im Osten und Westen unaufhaltsam wei ter. Grosse Leitungen wie Fernheizkanale und Gasverbundleitungen sowie Grossüberbauungen am Rande der Stadt konnten wegen mangelnder Grundlagen nicht aufgenommen und eingetra- gen werden. Ende 1968, nach 13 Jahren, bestand das Plan- inventar aus 300 vollendeten Leitungsplanen im Massstab 1 200, die 23% der überbauten Ge- meindeflache darstellen. Leider entsprach das Resultat nach dieser Arbeitsmethode nicht den im Jahre 1955 gestellten Forderungen. So wurde im Jahre 1969 beschlossen, keine vollstiindigen Leitungsplane mehr aufzunehmen, sondern in möglichst kurzer Zeit über das ganze Stadtgebiet ein vollstandiges Planwerk auf Film pausen im Massstab 1 200 zu erstellen. Für stadtische Verhaltnisse mit einer sehr dichten 19

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(NGT) Geodesia | 1972 | | pagina 19