3.2. Bildmafistab.
Den Luftbildern wird nur die Lage der Wasser
linie entnommen; der BildmaBstab kann daher
so klein gewahlt werden, wie es die Erkennbar-
keit der Wasserlinie zuliifit. Mit Rücksicht auf
die an der Nordseeküste meist vorhandene
Trübung der Atmosphare darf diese Möglich-
keit jedoch nicht voll ausgeschöpft werden, da
gerade im Küstengebiet eine einwandfreie Na
vigation nur möglich ist, wenn auch in Flug-
richtung noch eine ausreichende Sichtweite be-
steht. Als zweckmafiigster BildmaBstab kann
1:20000 angesehen werden, der mit der 15/23-
Kammer bei einer Flughöhe von 3060 m er-
reicht wird. Vermindert man die Flughöhe, so
kann man die Identifizierbarkeit der Wasser
linie nicht weiter steigern; die Wirtschaftlich-
keit des Verfahrens wird jedoch beeintrachtigt,
da mehr Entzerrungen hergestellt werden miis-
sen und eine gröBere Anzahl von Pafipunkten
erforderlich ist.
Mit dem BildmaBstab 1:20000 wird je Bild eine
Flache von rund 4,5 x 4,5 km-' erfaBt. Da die
Aufnahmen im allgemeinen in Intervallen von
10 bis 15 Minuten erfolgen sollen, ist das Ver-
fahren besonders wirtschaftlich, wenn das ge-
samte Arbeitsgebiet so groB gewahlt wird, daB
es in diesem Zeitraum gerade einmal überflogen
und mit gezielten Einzelaufnahmen erfaBt wer
den kann. Damit laBt sich eine Überlappung
von 20% vorausgesetzt in einer Tide eine
Flache von maximal 104 km2 aufmessen (3).
Sie kann vergröBert werden, wenn die Aufnah-
meintervalle gröBer gewahlt werden dürfen, d.h.
die Ansprüche an die Höhenliniengenauigkeit
geringer sind oder eine Aquidistanz von 0,5 m
ausreicht.
3.3. Pajipunkte
Die zur Entzerrung der Luftbilder nötigen PaB-
punkte müssen auch dann noch luftsichtbar
sein, wenn nahezu das gesamte Aufnahmegebiet
überflutet ist. Im Watt selbst kommen daher
nur PaBpunkt-Signale in Frage, die hochwasser-
frei montiert sind.
Gut bewahrt haben sich weifi emaillierte Blech-
hauben von ca. 0,6 m Durchmesser. Sie wer
den auf Eisenrohren befestigt, die an ihrem
unteren Ende ein Tellergewinde tragen und so
in den Wattboden eingedreht werden können.
Sie widerstehen auch leichtem Wellengang und
können bereits mehrere Tage, im Sommer auch
Wochen vor dem Bildflug ausgebracht werden;
eine standige Überprüfung wahrend der Warte-
zeit ist bei ruhigem Wetter nicht nötig. Zur
leichteren Identifizierung sollten die PaBpunkte
durch Gruppen von je drei Signalen gebildet
werden, die in einem gleichseitigen Dreieck von
1 bis 1,5 m Seitenlange angeordnet sind.
Signale dieser Art wurden im Norderneyer Watt
und in der Eider verwendet. Im Gebiet der
Robbenplate waren sie wegen der starken Bran-
dung ungeeignet. Dort wurden daher für jeden
Paflpunkt vier Pfahle gesetzt, zwischen denen
erst unmittelbar vor dem Bildflug Segeltuch-
planen von 2,5 x 2,5 m GröBe befestigt wurden,
die wahrend der Aufnahme mindestens 0,5 m
über dem Wasser hingen.
3.4. Filmmaterial.
Die Aufnahme ist in erster Linie darauf aus-
zurichten, dafi ein ausreichender Kontrast
zwischen dem auflaufenden Wasser und dem
noch nicht überfluteten, mehr oder weniger
trockenen Watt entsteht.
Die Versuche haben gezeigt, daB dieses Ziel
sowohl mit panchromatischem als auch mit
Infrarot-Filmmaterial zu erreichen ist. lm all
gemeinen werden vom panchromatischen Film
die unterschiedlichen Farbtöne des Watts und
des Wassers in zahlreichen, gut abgestuften
Grautönen wiedergegeben; in den Infrarot-Auf-
nahmen dagegen schrumpft die Tonwert-Skala
zu einigen wenigen hellen Tönen des Watts
und einem ziemlich einheitlichen dunklen Was-
serton zusammen. Das panchromatische Mate
rial ist daher vorzuziehen, wenn die Luftbilder
auch für andere Zwecke ausgewertet werden
sollen. Bei der Identifizierung der Wasserlinie
sind in der Regel keine Schwierigkeiten zu er-
warten.
Nur an sehr flachen Stellen in dunkier Umge-
bung werden etwas gröBere Ansprüche an die
photographische Qualitat der Aufnahmen ge-
stellt; vor allem sollte das Negativ kontrastreich
aber in Lichtern und Schatten gut durchgezeich-
net sein.
Dagegen ist die Wasserlinie selbst in weich ko-
pierten Infrarot-Bildern stets mühelos zu iden-
tifizieren. Der Kontrast zwischen Wasser und
Land ist hier auch an dunklen schlickigen Stel
len genügend groB, da der Infrarot-Film den
Schlick heller wiedergibt als der Pan-Film (Bild
2 und 3).
Versuche mit Agfacolor-Negativfilm für Luft-
aufnahmen, die ebenfalls im Jahre 1965 in der
Eidermündung durchgeführt wurden, haben ge
zeigt, daB der Farbfilm bezüglich der Identifi
zierbarkeit der Wasserlinie gegenüber dem
Schwarzweifi-Film keine Vorteile bietet. Die
Herstellung groBformatiger Farbentzerrungen
verbietet sich aus wirtschaftlichen Gründen;
auch die Kombination von Color-Negativfilm
mit schwarzweiBem Positivmaterial liiBt keine
Vorteile erkennen.
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