unternommen wurden. Die Geschichte der Kartographie des Erdmondes ist nach
galilei vor allem mit dem Namen des deutschen Astronomen hevelius verbunden.
Nichts aber ist erregender in unserer Zeit, als den technischen und ideenmäßigen
Wettlauf zum Mond zu verfolgen. Früher betraten die Entdecker unbekannte
Welten bzw. - nach heutigen Begriffen - unbekannte Teilstücke unserer Mutter
Erde, und nachdem sie diese genau erkundet, durchwandert und vermessen hatten,
gingen sie daran, von diesen durchforschten Gegenden Karten herzustellen. Heute
stehen wir vor der grandiosen Tatsachengeschichte, daß der erste Mensch auf dem
Mond über weit bessere Karten seines näheren wie ferneren Bereichs im Lande
gebiet verfügen wird, als für sehr weite Erdbereiche wohl jemals vorliegen werden.
Die Perfektion der Sondenaufnahmen führte zu ebenso perfekten topographischen
Kartendarstellungen, und selbst die thematischen Karten, allen voran geologische
Karten, sind zu einem Großteil im Entstehen.
Kartographie wurde immer angesehen auch als der Ausdruck einer besonders
beachteten Kulturleistung eines Volkes. Wir sind heute soweit, das neue Gebiet
der Weltraum-Kartographie auch anzusehen als den Ausdruck unseres Standes
von Wissenschaft und Technik in bezug auf ferne 'Welten'.
Gegenwart und Zukunft
Daß die ersten Schritte in der neueren Erforschung des Alls auch kartographische
Akzente tragen würden, erscheint heute - im Frühjahr 1969 - fast schon selbst
verständlich zu sein. War es das aber am frühen Anbeginn wirklich?
Der menschlichen Initiative war (und ist) zunächst die Physik der Atmosphäre
ein erstrebenswertes Entschleierungsziel, u.a. zur Verbesserung unseres Wissens
um Wetterbedingungen, zonale Luftraum-Ereignisse in großen Höhen usw. Als
Kartenbeispiele darf ich dazu verweisen auf die Chart of the Eartlis Atmosphere,
Chicago 1958, sowie auf eine erweiterte Darstellung derselben im Jahre 1965: Der
New Cosmopolitan World Atlas von Rand McNally vermittelt auf einer Atlasseite
unter dem Titel: 'Man's Activities in Space' einen recht guten Überblick. Aus jener
Luft- und Weltraum-Graphik ersehen wir unser herkömmliches 'Luftfahrtbild' als
im wesentlichen lediglich bis in die Troposphäre gegeben, also bis etwa 12 km
Höhe. Die Stratosphäre ist danach überwiegend der Bereich der ursprünglich auf
das Geophysikalische und Meteorologische beschränkt gewesenen eigentlichen
Sondenforschung. Dieser Bereich ging etwa bis 50 km.
Die Sputniks der UdSSR sowie die Explorer der USA finden wir erst am Beginn
der Thermosphäre, also oberhalb einer Höhe von 100 km über der Erde. Die er
sten bemannten Raumschiffe beider Staaten kreisten zwischen 200 und 300 km
Höhenabstand zur Erdoberfläche. Erst 'Gemini 11' erreichte im September 1966
die bis vor kurzen einmalige Rekordhöhe von nicht ganz 1400 km und damit den
unteren Rand des gefährlichen 'Van-Allen-Strahlungsgürtels'. Hier brachten erst
die Raumschiffe von 'Apollo 8' und 'Apollo 9' neue Maßstäbe, vor allem der
Flug der Superlative des Kommandanten Oberst borman und seiner Besatzung.
In dieser früheren 'Entfernungsbeschränkung' liegt auch einer der Gründe, wa
rum die UdSSR ihre Raumfahrer als Kosmonauten bezeichnet, die USA jedoch
von Astronauten sprechen. Denn tatsächlich beginnt der eigentliche Weltraum,
der sogenannte 'Outer Space', erst bei ca. 600 km oberhalb der Erdoberfläche, in
der US-Terminologie gar erst ab 650 km.
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Weltraum-Kartographie
K.N.A.G. Geografisch Tijdschrift III (1969) Nr. 5