2. Informierende Schriften der Weltraumforschung geben der Kartographie zu
sätzliche Impulse;
3. Geschichte und Gegenwart der Kartographie des Erdmondes gehen, sich er
gänzend ineinander über, die heutigen photogrammetrischen Hilfen sind dabei
evident;
4. Forschungsarbeiten des ACIC, des AMS und des Geological Survey, alle in
Washington D.C., sowie die Arbeiten, die zum Teil in englischer, zum Teil in
deutscher Sprache von der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften in Mos
kau veröffentlicht werden, sind wesentliche Stützen in Theorie und Praxis.
5. Die vorliegenden Karten sind topographischer wie thematischer Art.
Nach diesen Darlegungen müssen wir die gestellte Frage mit einem eindeutigen
'ja' beantworten: Die Kartengestaltung entspricht den zweckmäßigsten Verfahren,
der Einsatz führt zu einer Originalität, und die Erfolge der Weltraumfahrt und
Weltraumforschung münden auch ein in eine weitere Verbesserung unseres Karten
materials - dort am Mond, später am Mars, aber auch für unsere Erde.
Die Weltraum-Kartographie setzt einen zwar spektakulären, aber notwendigen -
und dabei höchst aktuellen - Akzent unserer Wissenschaft. Die Astronauten- und
echten Mondkarten sind ein logischer Tatbestand in unserem technisierten und
stürmischen Zeitalter. Weltraum-Kartographie ist somit kein Schlagwort, sondern
eine unseren Fachbereich ausweitende Realität!
Eine kritische Berichterstattung über die Fortschritte der Weltraum-Kartographie
(wie sie z.B. jährlich einmal in den Allgemeinen Vermessungs-Nachrichten in
Karlsruhe, BRD, erscheint) wird mit beeinflußt durch die Ergebnisse von Raum
fahrt und Raumfahrttechnik an sich: bis zum April 1969 stehen 17 bemannten
Raumflügen (mit 33 Astronauten) der USA 12 Raumflüge der UdSSR (mit 17
Kosmonauten) gegenüber; an phototechnischen (und schürfenden) Mondsonden
starteten die USA 21 Objekte, die UdSSR bisher 18. Und in der Planetenforschung
schickten die USA bisher 5 Objekte vergeblich in Richtung Venus und 3 zum
Mars (von denen einzig 'Mariner 4' im Juni 1965 recht erfolgreich war). Dem
gegenüber sandte die UdSSR nur 1 Sonde (vergeblich) zum Mars und 7 Sonden
zur Venus, wobei die sowjetische Sonde 'Venus 3' dortselbst zur ersten harten
Landung eines Projektils von der Erde ausführte (aufgeprallt am 1.3.1966), und
'Venus 4' am 18.10.1967 die erste weiche Landung auf der Nordseite unseres
Nachbarplaneten vollzog, die übrigen Sonden also gleichfalls 'Fehlversuche' wa
ren. Zur Zeit sind zwei Sonden der UdSSR zur Venus und zwei US-Sonden zum
Mars unterwegs. Dieser im Grunde unvorstellbare Einsatz von Forschung, Tech
nik und Milliardenbeträgen scheint die sich für die Geowissenschaften und ins
besondere für die Weltraum-Kartographie daraus ergebenden Fakten fast oder
ganz zu überdecken. Natürlicherweise befindet sich unser Kontinent dabei (leider)
in der Rolle des bloßen Registrierens. Dennoch sollte man dieses Verfolgen fach
licher Tatbestände und der korrespondierenden Herausgabe-Initiativen nicht ge
ring schätzen, denn jeder Gewinn läßt sich auch an kleinen Münzen ablesen!
Nicht nur, daß die späteren Expeditionen zum Mond auch geodätische Arbeiten
durchführen werden - das 'Mondereignis' in der Mitte dieses Jahres wird in jedem
Fall auch eine Zäsur für die Kartographie des Erdmondes mit sich bringen, die
später einmal auf die Erdkartographie zurück wirken wird.
Weltraum-Kartographie
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K.N.A.G. Geografisch Tijdschrift III 1969) Nr. 5