288
denn die Vergrösserung der Flughöhe bietet die Kartierung grösserer
Flachen unter annahernd gleichbleibendem Arbeitsaufwand.
Im übrigen haben wir mit den luftphotogrammetrischen Grund-
buchvermessungen folgende Erfahrungen gemacht:
1. Die gesamten Vermessungskosten pro Flacheneinheit werden um
20% bis 40% gesenkt, je nach Gelandeverhaltnissediese Werte
kennen wir genau, da ja die Grundbuchvermessungen vermittels
Werkvertragen an frei erwerbende Fachleute zur Ausführung ver-
geben werden und als Akkordunternehmen bezahlt werden.
2. Die Ausführungsdauer einer Vermessung wird im Mittel um 50
gekürzt.
3- Grobe Fehler kommen sehr viel seltener vor als bei den klassischen
Vermessungsmethoden.
Aus der Erfahrung heraus, die uns bisher die Anwendung der Luft-
photogrammetrie in der schweizerischen Grundbuchvermessung ge-
boten hat, wird man immer wieder auf die Frage gelenkt, wie weit die
Photogrammetrie für Katastervermessungen eingesetzt werden darf.
Man wird sich dabei den grundsatzlichen Unterschied vergegenwarti-
gen wollen, der zwischen den klassischen, bisher für Katastervermes-
sungen mit Erfolg angewandten Verfahren, und der Stereophotogram-
metrie aus Luftbildern besteht. Bei der Detailaufnahme eines Planes
11000 nach Orthogonal- oder Polarkoordinaten wird als Rahmen
der ganzen Aufnahme eine polygonometrische Verdichtung des Fix-
punktnetzes bis auf ca. 2 Punkte pro ha oder 200 Punkte pro km2
vorgenommen. Auf dieses Netz werden die Grenzpunkte nur noch
vermittels kurzer Distanzen eingemessen, bei der Orthogonalmethode
im Umkreis von vielleicht 50 Metern, bei der Polarkoordinatenmethode
von 150 m. Es handelt sich somit um Messarbeit vom Grossen ins
Kleine in relativ kleinen Schritten mit guter Verteilung und Aus-
gleichung der Messfehler. Bei der Luftphotogrammetrie wird durch
die Bestimmung der Einpasspunkte die terrestrische Fixpunktverdich-
tung nur auf höchstens 0,1 Punkte pro ha oder 10 Punkte pro km2
getrieben. Auf dieses weitmaschigere Netz werden die Detailpunkte
mit Plilfe zweier photographischer Strahlenbündel vorwarts einge-
schnitten, wobei das Prinzip der Arbeit vom Grossen ins Kleine mit
Yerteilung und Ausgleichung der Fehler nicht mehr spielt. Es resul-
tieren daraus die bekannten grosseren absoluten Lagefehler der photo-
grammetrisch bestimmten Grenzpunkte, die zwischen nahe benach-
barten Grenzpunkten zu Nachbarfehlern führen, die grosser sind als
die aus der terrestrischen Distanzmessung bekannten Werte. Mit der
Vergrösserung der Grenzabstande wird dieser Nachbarfehler kleiner
und nahert sich demjenigen, der uns aus der Prazisionstachymetrie
bekannt ist. Mit der Verwendung der modernsten Aufnahmekammern
und Auswertemaschinen in der Hand eines photogrammetrisch und
fehlertechnisch gebildeten Praktikers ist aber heute eine luftphoto-
grammetrische Genauigkeit möglich, die derjenigen einer guten poly-
gonometrischen Vermessung sehr nahe kommt. Für Stadtvermes-
sungen, wo der hohe Bodenpreis die höchsten Anforderungen an die