279 die ganze Grenzpunktaufnahme und Flachenberechnung analytisch be handelt. Diese genaueste und sicherste Methode hat sich bis heute in unseren Stadten auch in der Nachführung auf das beste bewahrt. Die Koordinaten der solid mit einbetonierten Granitsteinen versicherten Grenzpunkte leisten neben der Grundbuchvermessung auch alien andern technischen Diensten einer Stadtverwaltung, insbesondere dem Tiefbauwesen, ausgezeichnete Dienste. Im land- und forstwirtschaft- lich genutzten Gebiet, unserer Instruktionszone II, wurden Orthogo- nalaufnahmen graphisch verarbeitet, wobei allerdings schon friih zur Steigerung der Genauigkeit als Planmaterial nicht Zeichnungspapier, sondern beidseitig mit Zeichenpapier überzogene Aluminiumtafeln be- nützt und für den Planauftrag genau arbeitende Orthogonalkoordina- tographen in den Dienst gestellt wurden. In den Berggebieten, Alpen und Weiden, somit in der Instruktionszone III, wurden die Messtisch- methode und Tachymetrie mit Reichenbach'scher Distanzmessung ver- wendet. Diese Verschiedenheit der Vermessungsmethoden und Abstu- fung der Aufnahmegenauigkeit kommt Ihnen in Holland wahrschein- lich etwas fremd vor. Sie müssen aber bedenken, dass in der Schweiz die Mannigfaltigkeit der Bode'ngestaltung, der Parzellierung, der Bodenwerte vom Geschaftszentrum der Stadte bis zu den Felsen und Gletschern des Hochgebirges geht, somit auch das Interesse am Grund- eigentum und an den übrigen dinglichen Rechten stark abgestuft ist und darum auch an die Genauigkeit der Grundbuchvermessung je nach Bodenwert verschieden hohe Anforderungen gestellt werden. Das fiihrt zwingenderweise zur Anwendung verschieden leistungsfahiger und verschieden teurer Vermessungsmethoden in den Instruktions- gebieten I, II und III. Seit 1920 waren unsere Grundbuchgeometer eifrig bemüht auch im wertvóllen Kulturland und in den Baugebieten (Instr. II) die direkte Distanzmessung mit Latten und Messbandern durch die optische Dis tanzmessung zu ersetzen, d.h. die Genauigkeit der optischen Distanz messung zu steigern. Unter den verschiedenen Lösungsmöglichkeiten, die konstruiert wurden, sind die Doppelbilddistanzmesser die er- folgreichsten geworden, zuerst derjenige von Wild, nachher der Selbst- reduzierende Doppelbilddistanzmesser von Grundbuchgeometer Rud. Bosshardt (Zeiss), heute diejenigen der Firmen Kern und Wild. Wahrend herkömmlich bei der optischen Distanzmessung mit einem mittleren Fehler von ca. 10 bis 15 cm auf 100 m Distanz gerechnet werden musste, gestatteten die Doppelbilddistanzmesser, den mittleren 100-Meter-Fehler auf ca. 2 cm zu recluzieren. Damit war der Polar- koordinatenmethode mit optischer Distanzmessung auch in den Bau gebieten und im wertvollen Kulturland die Tür geöffnet. Die Methode wurde in der schweizerischen Grundbuchvermessung mit dem Erlass einer besonderen Anleitung im Jahr 1927 eingeführt. Sie brachte eine wesentliche Vereinfachung der Feldarbeiten und damit eine Verbilli- gung der Vermessungsarbeiten um 25 Seit 25 Jahren hat sich die Polarkoordinatenmethode mit optischer Distanzmessung sowohl für die Neuvermessung wie auch für die Nachführung sehr gut bewahrt.

Digitale Tijdschriftenarchief Stichting De Hollandse Cirkel en Geo Informatie Nederland

Tijdschrift voor Kadaster en Landmeetkunde (KenL) | 1953 | | pagina 5