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die ganze Grenzpunktaufnahme und Flachenberechnung analytisch be
handelt. Diese genaueste und sicherste Methode hat sich bis heute in
unseren Stadten auch in der Nachführung auf das beste bewahrt. Die
Koordinaten der solid mit einbetonierten Granitsteinen versicherten
Grenzpunkte leisten neben der Grundbuchvermessung auch alien
andern technischen Diensten einer Stadtverwaltung, insbesondere dem
Tiefbauwesen, ausgezeichnete Dienste. Im land- und forstwirtschaft-
lich genutzten Gebiet, unserer Instruktionszone II, wurden Orthogo-
nalaufnahmen graphisch verarbeitet, wobei allerdings schon friih zur
Steigerung der Genauigkeit als Planmaterial nicht Zeichnungspapier,
sondern beidseitig mit Zeichenpapier überzogene Aluminiumtafeln be-
nützt und für den Planauftrag genau arbeitende Orthogonalkoordina-
tographen in den Dienst gestellt wurden. In den Berggebieten, Alpen
und Weiden, somit in der Instruktionszone III, wurden die Messtisch-
methode und Tachymetrie mit Reichenbach'scher Distanzmessung ver-
wendet. Diese Verschiedenheit der Vermessungsmethoden und Abstu-
fung der Aufnahmegenauigkeit kommt Ihnen in Holland wahrschein-
lich etwas fremd vor. Sie müssen aber bedenken, dass in der Schweiz
die Mannigfaltigkeit der Bode'ngestaltung, der Parzellierung, der
Bodenwerte vom Geschaftszentrum der Stadte bis zu den Felsen und
Gletschern des Hochgebirges geht, somit auch das Interesse am Grund-
eigentum und an den übrigen dinglichen Rechten stark abgestuft ist
und darum auch an die Genauigkeit der Grundbuchvermessung je nach
Bodenwert verschieden hohe Anforderungen gestellt werden. Das
fiihrt zwingenderweise zur Anwendung verschieden leistungsfahiger
und verschieden teurer Vermessungsmethoden in den Instruktions-
gebieten I, II und III.
Seit 1920 waren unsere Grundbuchgeometer eifrig bemüht auch im
wertvóllen Kulturland und in den Baugebieten (Instr. II) die direkte
Distanzmessung mit Latten und Messbandern durch die optische Dis
tanzmessung zu ersetzen, d.h. die Genauigkeit der optischen Distanz
messung zu steigern. Unter den verschiedenen Lösungsmöglichkeiten,
die konstruiert wurden, sind die Doppelbilddistanzmesser die er-
folgreichsten geworden, zuerst derjenige von Wild, nachher der Selbst-
reduzierende Doppelbilddistanzmesser von Grundbuchgeometer Rud.
Bosshardt (Zeiss), heute diejenigen der Firmen Kern und Wild.
Wahrend herkömmlich bei der optischen Distanzmessung mit einem
mittleren Fehler von ca. 10 bis 15 cm auf 100 m Distanz gerechnet
werden musste, gestatteten die Doppelbilddistanzmesser, den mittleren
100-Meter-Fehler auf ca. 2 cm zu recluzieren. Damit war der Polar-
koordinatenmethode mit optischer Distanzmessung auch in den Bau
gebieten und im wertvollen Kulturland die Tür geöffnet. Die Methode
wurde in der schweizerischen Grundbuchvermessung mit dem Erlass
einer besonderen Anleitung im Jahr 1927 eingeführt. Sie brachte eine
wesentliche Vereinfachung der Feldarbeiten und damit eine Verbilli-
gung der Vermessungsarbeiten um 25 Seit 25 Jahren hat sich die
Polarkoordinatenmethode mit optischer Distanzmessung sowohl für
die Neuvermessung wie auch für die Nachführung sehr gut bewahrt.