LANDMEETKUNDE
Der elektro-optische Streckenmesser
Dr.-Ing. E. GIGAS,
Direktor des Instituts für Angewandte Geodasie, Frankfurt am Main
(Vortrag in Wageningen am 23.3.1956 gehalten gelegentlich des
Geodatischen Studientages)
Es ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen für die liebenswür-
dige Einladung zu danken, hier über eine Entwicklung zu berichten,
die verspricht auf dem Gebiet der Entfernungsmessung uns ein be-
deutsames Stück voranzubringen und vielleicht der Prazisionspolygon-
zugmessung als Ersatz für die Triangulation III.O. zu weiterer Ver-
breitung zu verhelfen.
Sie wissen wie umstandlich es ist, wenn für Anschlussmessungen
an den nachsten trigonometrischen Punkt, der meist abseits der be-
bauten Gebiete auf Hügeln oder in Waldern liegt, lange Polygonzüge
gelegt werden müssen. Darum hat man in vielen Landem schon statt
der Triagulation III.O. Prazisionspolygonzüge gewahlt, die den
Hauptverkehrswegen folgen, und wo die Anschlusspunkte also leicht
zuganglich sind und in unmittelbarer Nahe derjenigen Orte liegen, wo
sich die Mehrzahl der Messungen abwickelt.
Bei diesen Prazisionspolygonzügen war ein wunder Punkt jedoch
die Streckenmessung. Sie erforderte, gleich ob sie optisch oder mit
Messbandern durchgeführt wurde, bei grossen Strecken über 200 m,
viel Zeit und Mühe. Hier Abhilfe zu schaffen, war der Grundgedanke
der Entwicklung des elektrooptischen Streckenmessers. Bergstrand
hatte um das Jahr 1940 herum mit seinem Geodimeter eine alte Metho
de, die Lichtmodulation, wieder aufgegriffen, die an der Universitat
Leipzig schon um 1920 entwickelt worden war um die Lichtgeschwin-
digkeit zu messen. Bergstrand setzte nun umgekehrt die Lichtgeschwin-
digkeit voraus und bestimmte dafür die Entfernung. Er konnte sein
Verfahren jedoch mit Erfolg nur auf grossen Entfernungen verwen
den, und er musste die genaherte Kenntnis der Strecke voraussetzen.
Hier setzten dann unsere Arbeiten ein mit dem Ziele, kürzere Entfer
nungen (200-3000 m) - wie sie bei Prazisionspolygonzügen auf-
treten zu messen, die lastige Voraussetzung der genaherten Kennt
nis der Strecke zu umgehen und das Gerat möglichst klein zu gestal
ten, so dass es wie ein Theodolit auf Stativ zu benutzen war.
Diese Arbeiten regten umgekehrt auch wieder Bergstrand an, sein
Geodimeter entsprechend unseren Anregungen und Bestrebungen
umzubauen.
Aus diesem edlen Wettstreit entwickelten sich nun die Instrumente,
die heute ihre erste Erprobung schon hinter sich haben. Sie verspre-
chen in die geodatischen Messverfahren bald Eingang zu finden.
Geodimeter sind heute an vielen Stellen mit Erfolg eingesetzt worden.