323 I. Die einfachen betonten Vohale und die Zwielaute A. Gemeinschweizerdeutsche, nicht an bestimmte Mund- arten gebundene und weit verbreitete Lauterscheinungen werden durch die Schreibung zum Ausdruck gebracht (Grundsatz 4) 1. die schweizerdeutschen Langen i, u, (im Neuhochdeutschen zu ei, au, aufeu diphthongiert) a. Ifang, Ischlag, Siten, Spicher, Widen b. Hus, Mur, Chrut, Musegg, Fulbach; c. Rüti, Fürholz, Chrü-z, Schür; 2. die schweizerdeutschen Zwielaute ie, ue, tie (im Neuhochdeutschen zu i, u, monophthongiert) a. Fiechten, Liecht, Gries, Giessen, Ried/Riet; b. Flue, Grueb, Guet, Hueb, Ruestel, Buech c. FliXeli, Grüebli, Güetli, Chüeweid, Büel 3. schweizerdeutsch u (schriftdeutsch 0) in Fallen wie Sunnegg, Summer- wald\ Sonnegg, Sommerwald sind nur dort zu schreiben, wo 0 gesprochen wird, wie in Teilen der Kantone St. Gallen und Luzern; 4. schweizerdeutsch e (sog. Primarumlaut; schriftdeutsch a) in Fallen wie Gletti, Gredi, Nessi, Herti, Schwerzi, Gfell, Stetten (nicht Glatti, nach dem Vorbild von hochdeutsch Glatte)Glatti, Schwarzi usw. sind nur dort zu schreiben, wo a gesprochen wird (vgl. ferner I. B. 4.) 5. schweizerdeutsch e (schriftdeutsch wo e ursprünglich ist und der Aus- sprache entspricht, wie in HellmattlHeld, Gwelb. B. Von regional beschrankten Lauterscheinungen werden be- riicksichtigt 1. die insbesondere in südlichen Mundarten verbreiteten Langen i, u, vor Vokal (Hiatus) oder im Silbenauslaut, denen in nördlichen Mund arten meist die jiingere Lautung ei, au, aufeu entspricht (Hiatusdiphthon- gierung) a. Wijer, Schijen (Wyer, Schyen)/Weier, Scheien, Fri-/Freibach; b. Bu-/Bauacher, Su-/Sauweid; c. Nü-/Neubruch, Sü-fSdugrueb, Ghnu-fChneubrachi 2. Varianten wie TieffifTü(ii)ffi/Teuffi)Teiffi 3. nicht umgelautete Formen (vor allem in Alpenmundarten)Mattli, Alp(e)li, Dachli, Lochli, Ochsli; 4. mundartliche Varianten nach der Art von Berg/Barg, Grat/Grot (Grund satz 3) in verdunkelten, durch bildlichen Gebrauch isolierten oder ohnehin typisch schweizerdeutschen Wörtern: a. Tager-/Tegermoos, SadeljSedel, Hundsndstl-nest, AbmjEbni, Salzlacki/ -lecki, LdttjLett, ZalglZelg (schriftdeutsch Zelge) SchwammilSchwemmi, SchwandilSchwendi, Rangg/Rengg (siehe I. A. 4.); b. Bromen/Bramen, Obet- Obig-)/AbethölzliBlosen-jBlasenberg, Stof el/ Staf elanalog Stöfeli/Stafeli. Nicht berücksichtigt werden in der Regel die verschiedenen Varianten der Zwielaute ei/cii/ai, au/ou, aü/öü/öiebenso werden Entrundungen und andere lokale Sonderentwicklungen im allgemeinen bei der Schreibung übergangen; sie werden nur in Wörtern ohne Entsprecbung in der Schriftsprache und dort, wo die der Ortsmundart fremde Form storend wirkt, zum Ausdruck ge bracht (kantonale Schreibregeln) C. Besondere Schreibregeln 1. Die Bezeichnung der Lange. Die Lange eines Vokals wird im all gemeinen nur dort bezeichnet, wo es für die irrtumsfreie Verstandigung er- wünscht ist (Grundsatz 1), ferner in einsilbigen, auf Vokal ausgehenden Wörtern und, soweit angebracht, in Fallen, wo die Vokallange auch in der Schriftsprache bezeichnet wird. Sie wird in der Regel durch Doppelschreibung des Vokals ausgedrückt (bei langem i nötigenfalls durch y)durch h nur dann, wenn die Schreibform ohnehin einem schriftdeutschen Vorbild genau éntspricht

Digitale Tijdschriftenarchief Stichting De Hollandse Cirkel en Geo Informatie Nederland

Tijdschrift voor Kadaster en Landmeetkunde (KenL) | 1957 | | pagina 53