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gestellt wieviel Wert, auch auf technischem Gebiet, dieser Zusammenarbett
beigelegt werden muss. Im Jahre 1956 erschien namlich eine neue, die schon
etliche Jahre vergriffene Anleitung 1938 zu ersetzende „Handleiding voor
de Technische Werkzaamheden van het Kadaster". Betrachtlich sind das
Interesse und die Anerkennung welche samtliche vermessungstechnische
Kreisen in den Niederlanden dieser Arbeit entgegenbringen. Weil es Prof. ir.
W. Baarda, der für den grössten Teil des Inhalts verantwortlich ist, auf
besonders tüchtige Weise gelungen ist die Resultate seiner theoretischen
Forschungen der Praxis dienstbar zu machen, hat diese Anleitung, die zu
einem umfangreichen Werk auswuchs, tatsachlich auch ausserhalb des
katasteramtlichen Kreises stark an Bedeutung gewonnen. Mittels Einführung
des Begriffs „Nachbargenauigkeit von Punkte" kommt Prof. Baarda zu
einem verantworteten System der Punktbestimmung in einem schon existie-
renden Punktfeld, das der Genauigkeit in der Lage der gegebenen Punkte
immer Rechnung tragt. Besondere Aufmerksamkeit schenkt er auch der
möglichen und erwünschten Genauigkeit der Messungen, welche auf die Ge
nauigkeit der Idealisierung physischer Grossen durch Linien und Punkte
abgestimmt sein müssen und, soweit es graphisch zu verarbeiten Daten be-
trifft, auf die Genauigkeit der Kartierung. Die Auswahl bestimmter Methoden
sowie die technische Ausführung der verschiedenen Phasen sind demzufolge
nicht beliebig, sondern immer gerichtet auf die Erzielung einer voraus-
gesetzten Nachbargenauigkeit, welche dem Zweck und den örtlichen Ver-
haltnissen entspricht.
Auf der Prüfung der Mess- und Rechenresultate gemass den modernen,
statistischen Methoden, wird hohen Wert gelegt, was die Bedeutung dieser
Anleitung in wissenschaftlicher Hinsicht betrachtlich erhöht.
Hauptbedingung für weitere Entwicklung auf theoretischem Gebiet ist
eine klare Einsicht in die Ausgleichungsrechnung. Ein wichtiger Beitrag
dazu bildet das Buch über die Ausgleichungsrechnung von weiland Prof.
J. M. Tienstra, das von seinen Freunden, an Hand hinterlassener Notizen,
verfasst wurde (1).
Die Anschlussmethoden sind durch die Untersuchungen von Prof. Baarda
weiter entwickelt worden (2 und 3).
Bei allen vermessungstechnischen Diensten und Instituten ist eine inten-
sivere Anwendung moderner Instrumente zu verspüren. Nicht nur die
Methoden der indirekten Distanzmessung (4 und 5), welche u.a. auch vom
Kataster angewendet werden, sondern auch die Möglichkeiten der elektro-
optischen und elektronischen Distanzmessung werden erforscht. Beim
Hydrographischen Dienst der Kriegsmarine ist seit kurzem der Geodimeter
von Bergstrand in Betrieb.
Wahrend der vergangenen Berichtperiode wurden in den Niederlanden
keine neuen Vermessungsinstrumente für allgemeinen Gebrauch angefertigt.
Wohl verdient die Entwicklung der Methoden und Hilfsmittel für geodatische
Astronomie unter Anführung von Prof. R. Roelofs Erwahnung. Entworfen
wurde ein neues oszillographisches Instrument, der Zeitsignaloszillograph
(T.S.O.), der es ermöglicht auf dem Schirm einer Kathodenstrahlenröhre
zu gleicher Zeit das Zeitsignal und das Chronometerticken sichtbar zu machen.
Mit Hilfe einer einstellbaren, elektronischen Verzögerungseinrichtung (6)
wird die Koincidenz zustande gebracht.
Das bekannte Sonnenprisma hat ebenfalls einige Verbesserungen erfah-
ren (7).
Die Anwendung moderner Hilfsmittel in der Vermessungskunde macht
sich auch auf anderem Gebiet bemerkbar, u.a. mittels versuchsweiser Ein
führung der mechanischen Administration bei der Flurbereinigungsprozedur,
Anwendung elektronischer Rechenmaschinen und Anwendung von Tele-
kommunikation bei der Ausführung grosser Messungen.
Auf dem Gebiet der Vermessungstechnik sind die Ergebnisse des Ir. P.
Richardus, der die Van Heelsche Alignierungsmethode für Vermessungs-
1) Literaturhinweis nach der englischen Übersetzung dieses Berichtes.