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Zwangsbedingungen, die die Photogrammetrie infolge des fest-
stehenden Bildflugtermins mit sich bringt, u.a.m. Diese Faktoren
sind aber schwer wagbar.
Von den 3 Teilkomponenten Kosten, Zeit, Personalbedarf
spielen die Kosten die geringste Rolle. Einmal dürfte für die zu-
standigen Stellen heute feststehen, dass die Photogrammetrie,
wenn vielleicht auch nicht billiger, so doch jedenfalls nicht teurer
arbeitet als die herkömmlichen Verfahren. Vor allem aber sind die
Aufgaben, vor die das Kataster und besonders die Flurbereinigung
gestellt sind, so dringend und so umfangreich, dass eine Aufnahme-
methode, die Zeit spart und weniger qualifiziertes Fachpersonal
benötigt, auch dann noch angewendet werden würde, wenn sie
teurer arbeitete.
An der Frage, ob die Photogrammetrie eine solche Methode ist,
scheiden sich die Geister. Es liegen zwar mehrere einschlagige Un-
tersuchungen vor. So har Herr Pütz in der Zeitschrift für Ver-
messungswesen 1959 für die Vermessungs- und Kartierungsarbeiten
bei Katasterneumessungen und Flurbereinigungen einen Zeit-
gewinn von 30-40% zugunsten der Photogrammetrie angegeben,
und Dr. Kersting, der in der Dienststelle von Herrn Schirmer in
Mainz tatig ist, hat in seiner, gleichfalls 1959 veröffentlichten Dis
sertation (Heft 26 der Schriftenreihe für Flurbereinigung, heraus-
gegeben vom Bundesministerium für Ernahrung, Landwirtschaft
und Forsten) nachgewiesen, dass der Zeitgewinn der Photogram
metrie gegenüber den terrestrischen Verfahren für die einander ent-
sprechenden Arbeitsabschnitte eines Flurbereinigungsverfahrens
70 bei den örtlichen Arbeiten und 45 bei den hauslichen Arbei-
ten betragt. Bezogen auf das Gesamtverfahren der Flurbereinigung
würde das eine zeitliche Einsparung von 7,5% bedeuten. Für ganz
überzeugend werden diese Untersuchungen aber nicht überall ge
halten. So haben die Katasterverwaltungen cinzelner Lander in-
zwischen zur Durchführung der allmahlichen oder vereinfachten
Katasterneumessungen schon für zahlreiche Gebiete umfangreiche
Polygonnetze festgelegt und die terrestrischen Arbeitsverfahren in
allen Einzelheiten soweit entwickelt, dass sie von der Photogram
metrie keine zusatzlichen Ersparnisse an Zeit und Personal erwarten,
und auf dem Sektor der Flurbereinigung halt man mancherorts die
terrestrischen Verfahren unter der Voraussetzung der Photogram
metrie für gleichwertig oder überlegen, dass man bei den Vermes
sungs-, Berechnungs- und Kartierarbeiten alle Möglichkeiten der
in rasanter Entwicklung befindlichen Automatisierung ausnutzt.
Ich will die fraglichen Auffassungsunterschiede am Beispiel der
Landeskulturverwaltungen der Lander Rheinland-Pfalz mit
Herrn Schirmer als vermessungstechnischem Leiter und
Hessen mit Dr. Lang an der Spitze etwas prazisieren. Vorweg
muss ich aber zur Vermeidung von Missverstandnissen nachdrück-
lich darauf hinweisen, dass sich die fraglichen Auffassungsunter
schiede ausschliesslich auf die Verwendung der Photogrammetrie