Wurzel ziehen. Unser Programm ware dann, den Wert a zu qua- drieren, den Wert b zu quadrieren, beide zu addieren und aus der Summe die Wurzel zu ziehen. Wir haben es hier mit einem kleinen Programm zu tun, doch lasst sich leicht einsehen, dass sich jede Formel als ein Selbstandiges Programm auflösen lasst. Das ist der Sinn einer Programmsteue- rung. Es ist wenig bekannt, dass bereits im vorigen Jahrhundert in England ein Mann namens Babbage diesen Gedanken aufgegriffen und ernsthaft verfolgt hat. Er hat die Grundprinzipien einer pro- grammgesteuerten Maschine bereits damals entwickelt und den damals sehr schwierigen Versuch untemommen, eine Maschine zu bauen, die nach einem solchen Programm rechnet. Natiirlich hatte er damals noch nicht die Mittel der heutigen Elektronik zur Verfügung. Er war auf reine mechanische Hilfe angewiesen, sodass seine Arbeiten zu keinem konkreten Resultat fiihren konnten. Es ist dann typisch für die gesamte Entwicklung, dass die Arbeiten von Babbage fasst völlig in Vergessenheit gerieten, und der Fach- welt der Name Babbage unbekannt war. Die modernere Entwicklung, die eigenartigerweise nicht von der Rechenmaschinenindustrie ausging, zeichnet sich durch zwei voll- standig getrennte Entwicklungslinien aus, die kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges und wahrend des ersten Weltkrieges eingesetzt haben. Die erste fiihrt uns nach Amerika wo die Entwicklung mit verschiedenen bekannten Namen verbunden ist. Der bekannteste war Professor Aiken, dessen Arbeiten 1944 zu dem elektromecha- nischen Gerat „Mark 1" führten. Ferner hatte die Firma Bell ein auf Relaisbasis arbeitendes Gerat entwickelt, über welches man dann zu der ersten grossen Rechenanlage mit der Bezeichnung Eniac kam. Diese erste grosse elektronische Maschine hatte bereits 18000 Röhren, was für damalige Verhaltnisse einen sehr grossen Aufwand bedeutete. Zur gleichen Zeit lief die Entwicklung in Deutschland an und ich bin glücklich hierbei aktiv tatig gewesen zu sein. Es war zunachst eine Entwicklung auf rein privater Basis, zu der ich angeregt wurde durch mein Studium als Bauingenieur. Der Bauingenieur hat bekanntlich eine ganze Reihe von Zahlen- rechnungen durchzuführen. Ich erinnere an die statisch unbestimm- ten Systeme, die zur Auflösung von linearen Gleichungssystemen führen. Es gab damals schon Programme, die zur Durchführung der Rechnungen herangezogen wurden. Man kannte damals noch nicht die Adressennummerierung, doch waren diese Programme so gut durchgearbeitet, dass das Aneinandersetzen der verschiedenen Rechenoperationen mit Matrizen möglich war. Durch diese geistige Vorarbeit war der Weg geebnet für die Entwicklung einer Maschine, die imstande sein sollte, diese Rechen operationen selbstandig durchzuführen. 204

Digitale Tijdschriftenarchief Stichting De Hollandse Cirkel en Geo Informatie Nederland

Tijdschrift voor Kadaster en Landmeetkunde (KenL) | 1963 | | pagina 70