205 Ich fing nun an eine Maschine zu konstruieren, die sich rein wissenschaftlich mit meinen speziellen Problemen befassen sollte. Meine erste Maschine war rein mechanischer Natur. Aus technischen Gründen, der Aufwand an Bauteilen wie z.B. Röhren, Relais und Transistoren war zu gross, ging ich bald auf die Relaisbauweise iiber, da sich das Relais als das ideale Bauelement herausstellte. Parallellaufend zu meinen Arbeiten hat mein Freund Dr. Schreyer völlig unabhangig an einer Maschine gearbeitet, die die gleichen Aufgaben elektronisch lösen sollte. Ausser einem kleinen Versuchs- modell, welches im Kriege gebaut wurde und dann verloren ging, wurde keine weitere Maschine dieser Art gebaut. Weitere Verdienste auf dem Gebiet der elektronischen Rechner kommen Dr. Dirks zu, der wahrend des Krieges elektronische Bauelemente entwickelte und Bedeutendes für den in der heutigen Zeit zu grosser Bedeutung gelangten Magnetspeicher getan hat. Die genannten Herren arbeiteten unabhangig von einander; es bestanden keinerlei Verbindungen und erst im Jahre 1944 kam es zu einem ersten Gedankenaustausch. Nun möchte ich einmal auf das Schema und auf die Aufgaben der Programmsteuerung eingehen. Ich kann annehmen, dass viele von Ihnen noch nie etwas mit dieser Materie zu tun hatten, sodass ich Sie zu Beginn mit den Grundlagen vertraut machen möchte. Ich sagte Ihnen schon, dass bei der Programmsteuerung Rechenopera- tionen elementarster Art hintereinander nach einem festen Plan durchgeführt werden. Wir benötigen zunachst einen Kern, d.h. ein Rechenwerk, welches im Prinzip der Vier-Spezies-Maschine ent- spricht, mit der man mittels eines Knopfdruckes verschiedene Rechnungen durchführen konnte. Es war ausserdem ein Einstell- werk erforderlich, welches beide Operanden aufnehmen konnte. Einen weiteren Teil bildete das Ablesewerk, mit Hilfe dessen die Resultate abgelesen werden konnten. Bis zu diesem Punkt ist die Maschine aber noch nicht imstande ein Programm durchzurechnen. Hierzu brauche ich ein Speicher- werk, in das ich eine ganze Reihe von Werten bringen kann, die dort solange bleiben bis sie zur Durchführung der Operation herange- zogen werden. Dieses Speicherwerk ist selbst für unser Beispiel mit dem Pythagoras notwendig. Hierbei kann ich zunachst a qua- drieren, muss das Resultat dann aber irgendwo speichem können. Das Gleiche geschieht mit b. Sie sehen, dass mit der Grosse der durchzuführenden Rechnung gleichzeitig die Möglichkeit der Speicherung zunehmen muss. Ihnen ist vielleicht bekannt, dass die modernen Rechenmaschi- nen mit tausenden solcher Speicherplatze versehen sind, die dann gleichzeitig eine Voraussetzung für die Leistungsfahigkeit eines Rechners sind. Bereits Babbage hatte im vorigen Jahrhundert den Plan gefasst, eine Rechenanlage mit tausenden von Speichern zu konstruieren, die je Speicherzelle 50 kleine Dezimalradchen ent halten sollten.

Digitale Tijdschriftenarchief Stichting De Hollandse Cirkel en Geo Informatie Nederland

Tijdschrift voor Kadaster en Landmeetkunde (KenL) | 1963 | | pagina 71