wird sich auf deren Umfang, Feinheit, Genauigkeit und Zuverlassig- keit, auf Schnelligkeit und Ausdauer erstrecken. Eine haufig vor- kommende Operation ist das Beurteilen oder Herbeiführen der Koinzidenz zweier Striche. Es wird meist übersehen, daB eine min- destens gleich wichtige Fahigkeit das Erkennen von Gestalten ist, wie z. B. das Lesen von Zahlen auf einem MaBstab oder das Identifizieren topographischer Gegenstande im Luftbild. Besondere Probleme bietet für einen Automaten das stereoskopische Sehen. Schon für das Zustandekommen, mehr noch für die Verarbeitung der optischen Wahrnehmungen braucht das biologische oder technische System ein Gedachtnis. Dieses muB die Wahrneh mungen für kürzere oder langere Zeit möglichst vollstandig und unverandert speichern und bei Bedarf schnell reproduzieren. Quantitative Bewertungen liefern: die Kapazitat des Gedacht- nisses, die Schnelligkeit der Speicherung und der Herausgabe der gespeicherten Daten sowie der benötigte Aufwand (Raumbedarf, Gewicht) für die Speichermittel. Jede Verarbeitung der Wahrnehmungen, ihre Verknüpfung mit- einander, ihr Vergleich mit gespeicherten Daten, ihre rechnerische Auswertung erfordern eine groBe Zahl von logischen Ent- scheidungen. Ob man das Vermogen hierzu als Denken be- zeichnen will, ist eine Frage des Sprachgebrauches. Wenn jemand z. B. rechnete: 19 X I2=(20 x 12)12=24012=228, so sagte man früher, er habe „gedacht". Heute ist man nicht geneigt, einem programmgesteuerten Rechenautomaten, der z. B. ein umfang- reiches System linearer Gleichungen selbstandig auflöst, dieses Pradikat zuzuerkennen. Ein Kybernetiker steilte kürzlich boshaft fest, man habe offenbar für den Begriff „Denken" eine gleitende Definition eingeführt, die jeweils den Bereich bezeichne, der gerade für Automaten nicht erreichbar sei. Der Begriff werde dadurch immer anspruchsvoller und bezeichne Leistungen, die ein normaler Alltagsmensch gar nicht mehr zu erfüllen vermöge. Wir stellen ferner fest, daB die Fahigkeit, durch Erfahrung zu lernen, auch in der Vermessungstechnik von Nutzen ist. Wir nehmen diese daher in unsere Liste auf. Dazu bemerken wir gleich, daB eine befriedigende, allgemein gültige Definition des Begriffes „Lernen" schwer zu geben ist. Wir kommen darauf noch zurück. Als letzte und wohl schwierigste Fahigkeit finden wir bei unserer Analyse das Abstraktionsvermogen, d. h. die Fahig keit, Nebensachliches und Zufalliges zugunsten eines Allgemein- gültigen zu unterdrücken, somit die Zugehörigkeit eines Gegen- standes zu einer Klasse von Gegenstanden zu erkennen, mit anderen Worten: festzustellen, daB ein Gegenstand die Merkmale eines be- stimmten Begriffes erfüllt. Als Beispiel nennen wir das Erkennen einer Briicke im Luftbild. Wir fassen zusammen. Um die Leistungen von Menschen und Automaten im Bereich der Vermessungstechnik und Photogram- 146

Digitale Tijdschriftenarchief Stichting De Hollandse Cirkel en Geo Informatie Nederland

Tijdschrift voor Kadaster en Landmeetkunde (KenL) | 1965 | | pagina 12