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ergibt sich innerhalb eines Sehbereiches von 2 Grad eine Infor-
mationskapazitat von 3 io6 bit/s, worin die Farbwahrneh-
mung nicht enthalten ist. Für diese ungeheure Leistung wird
beim menschlichen Auge nur eine NetzhautgröBe von rund 10 cm2,
ein Volumen des Augapfels von rund 8 cm3 und ein Gewicht von
rund 10 g benötigt.
Die Informationsdichte (Zahl der auflösbaren Bildpunkte pro
cm2) ist wegen der groBen Anzahl (6,5 io6) sehr kleiner Zapfchen
(Durchmesser zwischen 28 u.m) sehr groB und von technischen
Systemen in absehbarer Zeit auch nicht annahernd zu erreichen.
Die zeitliche Auflösung des Auges ist dagegen nicht sehr groB
und je nach der vorhandenen Beleuchtungsstarke auf 10 bis 60
Bilder je Sekunde beschrankt. Sie laBt sich, ebenso wie die Winkel-
auflösung des Auges von 10" bis 60" als Einzelleistungen!
durch technische Systeme betrachtlich überbieten, j edoch nicht in
der Kombination.
Eine besonders wichtige Fahigkeit unseres Gesichtssinnes ist das
Erkennen von Zeichen, z. B. von Zahlen oder Buchstaben.
Hier besteht eine erstaunliche Invarianz bezüglich der GröBe der
Zeichen, ihrer Stellung (z. B. aufrecht oder kopfstehend)ihrem
Kontrast (schwarz auf weiBem Grund oder umgekehrt) und starken
Deformationen (gestauchte, gestreckte, schiefe Abwandlungen)
(Bild 1). Diese ist uns aus Erfahrung zwar selbstverstandlich, wir
Bild 1. Der menschliche Beobachter erkennt die Identitat eines Zeichens
unabhangig von seiner Stellung, seiner GröBe, seinem Kontrast zur Umgebung
und kleineren Anderungen (nach2))
Steinbuch, K.Automat und Mensch, 2. Aufl., Berlin-Göttingen-Heidel-
berg: Springer 1963.
verschotten
verdreht
ursprungliches Muster
Kontrast geandert
verkleinert