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wissen aber noch nichts darüber, wie diese Invarianz zustande
kommt, und können sie in technischen Systemen heute erst sehr
unvollkommen und mit hohem Aufwand nachahmen.
Technische Systeme benutzen für optische „Wahrnchmungen"
den auBeren oder inneren lichtelektrischen Effekt. Photozellen,
Photoelemente oder Widerstandszellen werden in vielen Formen
und mit verschiedener spektraler und absoluter Empfindlichkeit
hergestellt. Wahrend die absolute Empfindlichkeitsschwelle des
Auges bei 3,6 X io"17 Watt liegt, erreicht man mit lichtelektrischen
Empfangern heute bereits eine gröBenordnungsmaBig gleiche
Empfindlichkeit
Die BaugröBe heutiger lichtelektrischer Empfangerelemente
übertrifft diej enige der Netzhautelemente um viele Zehnerpotenzen.
Ein als Nachahmung des relativ einfachen Froschauges von der
Radio Corp. of America mit einer Matrix von 20x20=400 Foto-
zeilen und 30 000 elektronischen Bauelementen zum Erkennen von
Zeichen gebautes „Perceptron" besitzt immerhin eine Auffangflache
von 1 m2 GröBe und hat ein Gewicht von 45 kg. Das auf die Flache
bezogene Auflösungsvermögen des menschlichen Auges ist daher
etwa io7mal so groB wie dasjenige des Perceptrons.
Stereoskopisches Sehen im vollen Sinne des Wortes ist einem
Automaten grundsatzlich versagt, da es ein BewuBtsein voraussetzt,
das die optischen Wahrnehmungen der beiden Augen in anschau-
liche, raumliche Vorstellungen umwandelt. Mit der Konstruktion
des Stereomaten durch Hobrough ist allerdings gezeigt worden,
daB ein für die Zwecke der Stereokartierung ausreichender Ersatz
für das stereoskopische Sehen geschaffen werden kann. Der ent-
scheidende Bestandteil des Stereomaten ist eine elektronische
Schaltung, welche die beste mögliche Korrelation einander ent-
sprechender Bildteile in Stereobildern ermittelt.
2.2. Gedachtnisleistungen. Wir wissen aus Erfahrung, daB
die Speicherfahigkeit des menschlichen Gehirnes für Wahrneh
mungen und BewuBtseinsinhalte jeder Art auBerordentlich groB ist.
Über den Mechanismus der Gedachtnisfunktionen beim Menschen
ist trotz intensiver Forschungen in den letzten Jahrzehnten noch
rungen bei der Entwicklung technischer Speicheranlagen (z. B. für
Rechenautomaten) wertvolle Hilfen bieten bei der Erforschung der
Struktur und Funktion biologischer Speichersysteme. Wir ver
zichten darauf, die heute als gesichert geitenden Ergebnisse der
neurophysiologischen Forschung zu schildern, und beschranken
uns auch hier darauf, die Leistungsgrenzen anzugeben.
Ahnliche Verhaltnisse wie beim Auge, dessen lichtempfindliche
Elemente, die Zapfchen und Stabchen der Netzhaut, um viele
GröBenordnungen kleiner sind als die kleinsten technischen Foto-
elemente, bestehen auch bei den Schaltelementen des menschlichen
Gedachtnisses, den Neuronen. Ihre GröBenabmessungen liegen
zwischen io-8 und io~5 cm3, wahrend die kleinsten technischen