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Speicherelemente GröBen zwischen io 2 und iol cm3 besitzen. Wir
dürfen auch nicht übersehen, daB ein Neuron funktionell erheblich
mehr leistet als die typischen technischen Schaltelemente. In
dem vergleichsweise kleinen Volumen des zentralen Nervensystems
sind io10 Neuronen untergebracht, wahrend die GröBenordnung der
Speicherschaltelemente in Rechenanlagen heute nur io4 betragt.
Wegen der sehr groBen Anzahl von io8 als Rezeptoren für Sinnes-
eindrücke wirkender Sinneszellen hat die Kapazitat der Ein- und
Ausgabe des menschlichen Gedachtnisses den unvorstellbar hohen
Wert von io9 bit/s (gegenüber io2io6 bit/s bei Rechenautomaten)
Die Zugriffzeiten zu den im Gedachtnis gespeicherten Daten sind
wegen der relativ geringen Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Ner-
venimpulse in den Nervenfasern von 60 m/s mit xo-2..io1 s relativ
groB gegenüber den bei Rechenautomaten erreichten Werten von
minimal io-8 s.
Die Gesamtkapazitat des (unbewuBten oder vorbewuBten)
menschlichen Gedachtnisses betragt nach den heutigen Kenntnissen
io10.io13 bit, wovon etwa 4.106 bit allein für die Beherrschung
der Muttersprache gebraucht werden. (GroBspeicher heutiger
Rechenanlagen haben Kapazitaten bis zu etwa io8 bit.) Es ist
interessant, daB der Mensch nach Frank 4) einen Kurzspeicher
besitzt, der Informationen bei einer gröBten ZufluBgeschwindigkeit
von 16 bit/s bis zu xo s lang zu speichern vermag (Kapazitat daher
etwa 160 bit). Die menschliche „Gegenwart" dauert in diesem
Sinne 10 s; danach gehen die Daten aus dem Kurzspeicher (teil-
weise) in das unbewuBte Gedachtnis über.
2-3 Logische Operationen. Alles Denken und Handeln des
messenden Menschen ist von einer sehr groBen Anzahl von logischen
Operationen begleitet, von denen nur ein kleiner Teil in das Be-
wuBtsein gelangt. Wir haben oben schon erwahnt, daB die Neuro-
physiologen bei ihren Forschungen teilweise sehr enge Analogien
zwischen den logischen Schaltungen im Nervensystem und in den
technischen Systemen entdeckt haben. Diese strukturellen Ahn-
lichkeiten rechtfertigen vergleichende quantitative Abschatzungen.
Den mikroskopisch kleinen Raumbedarf der Neuronen haben wir
oben schon erwahnt. Auch die auf die Transistortechnik folgende
nachste Stufe der Elektronik, die eine „Miniaturisierung" der
Schaltelemente mittels Aufdampfens dünner Schichten erreicht,
wird nach K. Steinbuch 2) bis 1970 keine gröBere Pakkungsdichte
der Schaltelemente als etwa iooo/cm3 erreicht haben. Die Natur
baut dann immer noch io5mal kleiner! Es ist plausibel, daB auch
der Energiebedarf für die Schaltungen im biologischen System
etwa um denselben Faktor kleiner ist als im heute günstigsten
technischen System; er wird bei Neuronen auf io~10 Watt geschatzt.
DaB die Funktionszeiten der biologischen Systeme den-
b Frank, H.: Kybernetische Grundlagen der Padagogik. Baden-Baden:
Agis-Verl. 1962.
2) Steinbuch, K.a.a.O.